Die Bibel erzählt

Die Bibel erzählt von einem Volk aus dem Osten, das eine Sprache spricht und sich in der Ebene in einem Land namens Schinar ansiedelt. Dort will es eine Stadt und einen Turm „mit einer Spitze bis zum Himmel“ bauen. Gott steigt vom Himmel herab und besieht sich die Sache.
Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.(Gen 11,5)

Nun befürchtet er, dass ihnen „nichts mehr unerreichbar“ erscheint, was sie sich auch vornehmen mögen, oder wie man es heute vielleicht umschreiben würde, dass das Volk größenwahnsinnig werden könnte. Gott „verwirrt“ ihre Sprache – Babylonische Sprachverwirrung – und vertreibt sie „über die ganze Erde“. Die Weiterarbeit am Turm endet gezwungenermaßen.

Die Erzählung vom Turmbau zu Babel (Genesis 11,1–9) beschließt die sogenannte „Urgeschichte“ des Buchs Genesis. Sie will die Erklärung liefern, weshalb nicht nur die Menschheit, sondern der Mensch an und für sich gespalten ist, die „Sprache“ des Anderen nicht mehr versteht und in die Welt zerstreut ist, und sieht den Grund dafür im Streben des Menschen zum Himmel, in seinem Machbarkeitswahn, sich ein Zeichen zu setzen, die Völker zu vereinen, und letztlich darin, nicht den Willen Gottes zu suchen, sondern sich mit dem eigenen Werk zu erhöhen. Der Mensch wird zum Gotteslästerer im Namen der Ordnung (Albert Camus). Der sekundäre Ansatz besteht darin, die Sprachen - respektive Völkervielfalt zu erklären.